Gerechtigkeit – ein Kommentar der Schriftstellerin Judith Herrmann

Gerechtigkeit

Christa Kosmala schickte folgenden Kommentar der Schriftstellerin Judith Hermann. Der Kommentar passt hervorragend zum (gescheiterten) Versuch Geror Viktor Kunz, meinen Urgroßvater, zu rehabilitieren:

“Jeder Täter muss für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Opfer grausamer Taten haben ein Anrecht darauf, dass die Täter verurteilt werden. Dieses Anrecht kann und darf nicht verjähren, weil es um das Wohl der Gesellschaft geht. Es geht damit auch um das Prinzip sozialer Gerechtigkeit, durch das das Schicksal des einen Menschen mit dem Schicksal anderer Menschen verknüpft ist…
… Wenn ein Verbrechen geschehen ist, dann wird nach den Worten von Hannah Arendt ‘ der Staffällige vor Gericht gestellt, weil seine Tat die Gemeinschaft als Ganzes schwer bedroht und aus den Fugen gebracht hat … Es ist der politische Körper, an dem etwas wiedergutgemacht werden muß, und es ist die allgemeine öffentliche Ordnung, die außer Betrieb geraten ist und wiederhergestellt werden muß. Mit anderen Worten: Es geht um das Gesetz selbst und nicht um den Kläger.’ ” So schreibt es Judith Herrman in “Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden” (Junfermann-Verlag, 4. Auflg 2014, S. 300). Mehr zum Buch

Weiter heißt es dort: “Sobald der Betroffene den unpersönlichen Charakter des Gesetzes erkennt, verringert sich die persönliche Last seines Kampfes. Nicht er, sondern das Gesetzt muss sich wieder Geltung verschaffen”. Indem Anklage erhoben wird, werden andere Menschen – auch über Generationengrenzen hinweg – miteinbezogen in die gemeinsame Verantwortung für die Wiederherstellung von Gerechtigkeit (vgl.ebd.).

© Gerardo Milsztein
© Gerardo Milsztein

2 comments on “Gerechtigkeit – ein Kommentar der Schriftstellerin Judith HerrmannAdd yours →

  1. “Viktors Kopf”, eine berührende, anregende Spurensuche nach Aufklärung und Annäherung an eine umfassbare Zeit und das Schweigen danach. Wir wünschen dem Film und dem ganzen Team vieeel Erfolg. Danke liebe Carmen,dass wir dabei sein durften.

    1. Danke, Claudia. Diesen Weg bis zum Ende gegangen zu sein, bedeutet ein Befreiung, die ohne euch – die Unterstützer – so nicht möglich gewesen wäre.

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