Guillotine unter Verschluss

Die Guillotine – entdeckt vor einem Jahr im Depot des bayerischen Nationalmuseums – tötete höchstwahrscheinlich meinen Urgroßvater. Ein Telegramm, aufgespürt im Bundesarchiv in Berlin,belegt: Der Scharfrichter Johann Reichart wurde am 15. Aug. 1943 mit der Exekutierung von Viktor Kunz beauftragt. Es hatte an dieser Guillotine bauliche Veränderungen vorgenommen und somit kann sie ihm zugeordnet werden.

Meine Anfrage im Bayerischen Nationalmuseum, ob ich die Guillotine sehen und gegebenenfalls Aufnahmen für das Dokumentarfilmprojekt erstellen dürfe, wurde strikt abgelehnt. Aus „Pietätsgründen“ habe der Bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle entschieden, dürfe sie nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auch ich als Angehörige habe da keine Chance.

Das Grauen ist konkret, wie diese Guillotine – baulich verändert, damit sie effektiver tötete, Bis heute klebe Blut an ihr, wie mir die Pressesprecherin erklärte, das könne man den Angehörigen der Exekutierten nicht zumuten. Ich würde als Angehörige aber gerne selbst entscheiden, was ich mir zumute und in welche Weise ich meine Familiengeschichte verarbeite.
Das unsägliche Grauen von Auschwitz war konkret. Sollte man aus Pietätsgründen Mauern um die Orte des Grauens ziehen und sie unter Verschluss halten? Welche Signale senden wir damit an die Opfer und deren Nachfahren, an die nachfolgenden Generationen?

Ein hervorragendes Beispiel für Aufklärung an einem NS-Schreckensort ist das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln in der ehemaligen Kölner Gestapozentrale:

http://www.museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/start.aspx?s=314

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